Beitrag von Frank Wißmann, 15.04.2005
Der Altbürgermeister Friedrich Schneider hatte alle Enkenbach-Alsenborner Vereinsvertreter zu einer Besprechung ins Elisabethenheim in die Ludwigshohl eingeladen, um über die etwas verwaiste Kuckuckskerwe im Ortsteil Enkenbach zu sprechen.
Schneider gab zu bedenken, dass sich die Gastwirte immer mehr aus dem Kerwegeschehen zurückziehen und dass es auf der Kerwe nicht mal mehr einen Schoppen Bier zu trinken gibt.
Als der Vorsitzende der Katholischen Vereinskapelle Enkenbach e.V. Franz Sauer und sein Dirigent Josef Janson nach Hause liefen und sich am Hof zwischen Sparmarkt und ehemaligem KUCKUCKSNEST über diese Sache unterhielten, kam der Gedanke zur Selbsthilfe auf. Der langgezogene Hof zwischen Spar und Gaststätte an der Ampelkreuzung könnte über die Enkenbacher Kerwetage zu einer Garten- und Straußwirtschaft umfunktioniert werden.
Gleich am nächsten Tag unterhielt sich Vorsitzender Sauer mit dem Sparmarktleiter Armin Schmitt, welcher sich sofort bei Warenkauf in seinem Markt mit dieser guten Idee anfreunden konnte. Auch die Gemeindeverwaltung stimmte gleich diesem Vorhaben zu.
Es wurden einige Speisen, 300 Liter Bier und wenige Brauereigarnituren bei der BBK Kaiserslautern bestellt und somit konnte mit einigen Helfern am Kerwesonntag 1981 erstmals die Straußwirtschaft der Katholische Vereinskapelle Enkenbach ihre Premiere feiern.
Der Besucherstrom war so erfreulich, dass die Enkenbacher Bürger wegen Platzmangel Gartenmöbel und Wohnzimmereinrichtungen mitbrachten, um einen Sitzplatz zu haben. Blitzschnell waren die Biergläser vergriffen und das Bier ging aus. Der Gerstensaft musste leihweise in den Gaststätten Lattauer, Willi Schläfer und bei Wirt Willi Becker aus Hochspeyer beschafft werden. Der Bierpreis beträgt 1,70 DM. Die Musik spielte auf und alle Enkenbacher waren froh über den Spontangedanken der KVK für eine Gartenwirtschaft unter freiem Himmel.
Die Katholische Junge Gemeinde (KJG) Enkenbach stellte die Straußjugend und knibbelte den Kerwestrauß, der am Sparmarkt gesteckt wurde. Erster Kerweredner war der Sohn des Bürgermeisters; der 21-jährige Wolfgang Schneider. Und so nahm das Fest seinen Lauf.
Für das folgende Jahr machte sich dann die Vereinsführung ihre Gedanken, diese gelungene Sache künftig professioneller zu gestalten. Es wurde eine Überdachung aus Eisenberg besorgt, das Weingut Walter Eberhard aus Monsheim lieferte den Wein und das Bier kam aus der Bayerischen Brauerei Kaiserslautern ( BBK ). Mit zwei Gaskochern der KJG begann Anneliese Sprengart mit einigen Musikerfrauen auf dem Boden Sauerkraut zu kochen, Emmerich Sauer und andere waren für den Weinverkauf zuständig, Emma, Leo und Marliese Mayer rollten die “Leberknepp”. Brigitte Sauer zeichnete für die Gesamtorganisation im Küchenbereich und Cäcilia Geiger war als erste Bedienung eingesetzt.
Mit vielen Aktiven, ihren Partnern und Freunden des Vereins war es möglich geworden, in Enkenbach eine gesellige Bleibe zu schaffen, wie es über die Kuckuckskerwe nie jemand für möglich gehalten hätte. Auch befreundete Musikvereine aus Hochspeyer und Boßweiler wurden eingeladen, um auf der selbstgebauten Bühne am Wohnhaus von Else Bertram die Gäste musikalisch zu unterhalten.
Ab den Folgejahren wurde am Kerwesamstagabend die Band Sound Express verpflichtet, vor allem um die jungen Gäste mit Tanz unter freiem Himmel zu erfreuen. Jahr für Jahr stieg die Anzahl der Gäste aus nah und fern. Somit wurde die Getränke- und Speisekarte mit deftigen Pfälzer Speisen jährlich etwas erweitert. Auch für einige Skatpartien war die Straußwirtschaft am Kerwemontag und Dienstag zum Anziehungspunkt geworden.
Anfang der neunziger Jahre wurde der Montag zum traditionellen Kerwefrühschoppen mit den Kuckucksmusikanten erklärt und am Kerwedienstag wird die scheidende Kerwe unter Mitwirkung des Kerweredners, der Straußjugend und der Vereinskapelle mit einer Festlitanei würdig zu Grabe getragen; auf dass die nächstfolgende Kuckuckskerwe “HOCH” lebe. Diese Attraktion ist bis heute ein Höhepunkt in Enkenbach geblieben.
Durch den Abriss der Gaststätte “Kuckucksnest” im Jahr 1989 und den geplanten Abriss des Sparmarktes 1997 war nicht vorauszusehen, wie lange die KVK vor Ort noch ihre Gartenwirtschaft betreiben kann. Nach spontanen Überlegungen kam man im Mai 1996 zu dem Entschluss, die Straußwirtschaft zur Kerwe 1996 in den Hof am Heinrich-Brauns-Haus hinter das Enkenbacher Bürgerhaus zu verlegen.
Mit einer ca. 20-köpfigen Mannschaft aller Handwerker und Meister des Vereins wurden die Räumlichkeiten der alten Gemeindewerke durch Elektro-, Gas-Wasserarbeiten, Fliesen-, Raumausstatter-, Schreiner-, Gipser- und andere Arbeiten zum neuen Ausschank und Küchenbereich umgestaltet. Und somit konnte trotz vieler anfänglicher Bedenken die Kerwe 1996 in der neuen Straußwirtschaft am alten Kastanienbaum ausgerufen werden. Die Halterung für den Kerwestrauß wurde am Bürgerhaus befestigt und so hatte man vom Verein her wieder einen neuen Schritt für die kommenden Jahre gewagt.
Stefan Kronenberger, der ehemalige Kassenwart des Vereins gab den Vorschlag, einmal einen zünftigen Fassbieranstich mit Blasmusik, dem Bürgermeister, dem Kerweredner sowie der Straußjugend zur Kerweeröffnung durchzuführen. Das geschah im Jahr 1997 und ist bis heute gute Tradition geblieben. Gleichzeitig wurde in dem Jahr ein Punkt gesetzt und die namhafte Tanz- und Showband Atlantis zum Samstagstanz verpflichtet.
Im Jahr 1998 ließ sich der Verein von der Firma Planex, Ludwigshafen vier eigene Zeltüberdachungen anfertigen, wobei durch die neue Platzgestaltung im Jahr 2005 ein weiteres Element nachbestellt wurde. Seit 2000 verfügt die Straußwirtschaft auch über eine Sektbar, die drei Tage geöffnet ist.
Die Traditionsverbundenheit aller Helferinnen und Helfer, die Bereitwilligkeit der Musikanten und der Kerweredner mit ihrer Straußjugend ließen in Enkenbach ein Fest entstehen, von dessen Heimat- und Brauchtumspflege viele Orte träumen. Das Fest der Enkenbacher Kuckuckskerwe am 2. Sonntag im Juli ist somit auch mit vielen anderen Vereinen und einem großartigen Kerweumzug zu einem Besuchermagnet geworden, worüber der Bürgermeister, der Gemeinderat, die Vereine und Bürger stolz sind.
Im Jahr 2005 öffnet die KVK zum 25. Mal die Pforten ihrer Straußwirtschaft und hofft, dass sich auch weiterhin viele helfende Hände bereit erklären, dieses Fest mit auszurichten.
Ein großes Lob und herzlichen Dank gilt allen, die sich seit Gründung der Sache im Jahr 1981 einsetzen. Die fördernden Mitglieder als Helfer der ersten Stunden: Cäcilia Geiger, Melitta Leist, Marliese Mayer, Helga Mistler, Brigitte Sauer, Edeltraud Sauer, Ilse Sauer, Petra Sauer, Renate Sauer, Anneliese Sprengart, Adelwine Wiemer, Emmerich Sauer und Edmund Sauer II. wurden beim Neujahrskonzert des Kreismusikverbandes Kaiserslautern am 30.01.2005 in Ramstein-Miesenbach für “25 Jahre Kerwehelfer” der KVK Enkenbach mit der bronzenen Verdienstehrennadel des Kreisverbandes ausgezeichnet. Auch dem Hauptorganisator Franz Sauer, den aktiven Musikerinnen und Musikern, sowie allen Kerwehelfern, die sich seit 25 Jahren positiv für diese Sache einsetzen, sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön und “Vergelt‘s Gott” ausgesprochen.
Machen wir weiter so, um dieses Brauchtum der Menschheit auch in den kommenden Jahrzehnten zünftig zu pflegen.
Damit es noch lange heißt: WEM IS DIE KERWE ??? UNSER !!!
Übersicht der Kerweredner seit Gründung der Straußwirtschaft
- 1978 – 1983 ♦ Wolfgang Schneider
- 1984 – 1986 ♦ Peter Sauer
- 1987 – 1990 ♦ Frank Wißmann
- 1991 – 1995 ♦ Alexander Roth
- 1996 – 1998 ♦ Andreas Braun
- 1999 – 2001 ♦ Stefan Kühner
- 2002 – 2004 ♦ Patrick Schneider
- 2005 ♦ Die ehemaligen Kerweredner (Wißmann, Roth, Braun, Kühner)
- 2006 ♦ Stefanie Rahn
- 2007 – 2010 ♦ Johannes Keller
- 2011 – 2014 ♦ Magdalena Kunz
- 2015 – 2017 ♦ Marie Holländer
- 2018 – 2021 ♦ Lukas Sauer
(2020 und 2021 Ersatzveranstaltungen wegen Corona) - 2022 ♦ Die ehemaligen Kerweredner (Sauer P., Wißmann, Roth, Kühner, Kunz, Holländer, Sauer, L.)
- ab 2023 ♦ Simon Sauer
Bilder aus der Anfangszeit (1982) finden sie hier.
Enkenbacher Kerweredner nach dem 2. Weltkrieg (vor der Gründung der Straußwirtschaft)
- 1947 ♦ Richard Schläfer
- 1948 – 1950 ♦ Bernhard Kronenberger
- 1951 ♦ Friedrich Willenbacher
- 1952 ♦ Kurt Schattner
- 1955 – 1956 ♦ Heinrich Clemens
- 1958 – 1960 ♦ August Kronenberger
- 1961 – 1962 ♦ Otto-Karl Rüdele
- 1966 ♦ Ludwig Geiger
- 1977 ♦ Franz Nothof