Die Katholische Vereinskapelle Enkenbach hat mit 54 Musikern bei der traditionellen Steubenparade in New York teilgenommen. Dabei bleibt ein Kirchenkonzert unvergessen.
Von Dirk Leibfried
Enkenbach-Alsenborn. „Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen“, wusste bereits im 18. Jahrhundert der Dichter Matthias Claudius. Doch auch mit einigen Tagen Abstand haben der Vorsitzender der Katholischen Vereinskapelle (KVK), Johannes Kronenberger, und Dirigent Michael Gärtner längst nicht alle Eindrücke aus New York verarbeitet. Die fünftägige Reise mit einer Gruppe von 88 Personen forderte von den Verantwortlichen jede Menge Organisationstalent und Einfallsreichtum ab.
Rund um die Planungen der 100-Jahr-Feier kam innerhalb der KVK erstmals die Idee von der Steubenparade auf. „Eine übermotivierte Bemerkung“, schmunzelt Kronenberger noch heute. Denn einmal ausgesprochen, nahm der Traum von einem Auftritt in Übersee mehr und mehr Gestalt an. Dem aufwendigen Bewerbungsverfahren folgte im Oktober vergangenen Jahres die Zusage der Veranstalter. Es begann ein organisatorischer Parforceritt.
Nur ein Horn bleibt zurückMit einer Reisegruppe von 88 Personen und einer Vielzahl an sperrigen Musikinstrumenten im Gepäck so mir nichts, dir nichts über den großen Teich zu fliegen, bedarf einer gewissenhaften Vorplanung. Am Ende standen zwei verschiedene Flüge mit zwei unterschiedlichen Fluggesellschaften, zwei Tuben als Sperrgepäck und eine auseinandergebaute Marschtrommel. Nur ein Tenorhorn blieb am Flughafen in Frankfurt liegen, wurde aber ins Hotel am Times Square nachgeschickt – und kam rechtzeitig zur Parade an.
Die deutsch-amerikanische Steubenparade, benannt nach dem preußischen General Friedrich Wilhelm von Steuben, feiert mit einem bunten Festumzug aus Vereinen, Trachtengruppen und Musikkapellen alljährlich auf der Fifth Avenue in New York die deutsche Kultur. Rund 80 Gruppen waren in diesem Jahr beteiligt. Damit wird seit 1957 der Beitrag deutscher Einwanderer zur amerikanischen Geschichte und Kultur, aber auch die deutsch-amerikanische Freundschaft gewürdigt. Der Umzug erstreckt sich über zwei Kilometer, vorbei an der Met und dem Central Park.
Doch unvergesslich bleibt den KVK-Musikern die Reise nach New York nicht allein wegen der Parade. Der Katholischen Vereinskapelle aus Enkenbach wurde die Ehre zuteil, gemeinsam mit der Cheforganistin den Eröffnungsgottesdienst in der weltberühmten St. Patrick’s Cathedral zu gestalten. Ein Privileg, das normalerweise dem Heeresmusikkorps der Bundeswehr vorbehalten ist. Nach dessen Absage wurden die Veranstalter auf die KVK aufmerksam.
Die Anspannung war jedem Einzelnen anzumerken. Zwar verfügt die Kapelle aus Enkenbach, einer der renommiertesten Klangkörper der Region, über reichlich Erfahrung mit Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen, aber vor deutlich mehr als 1000 Besuchern in der größten römisch-katholischen Kathedrale der Vereinigten Staaten aufzutreten, hat mächtig Eindruck hinterlassen. Für Kapellmeister Michael Gärtner bleibt es „ein unvergessliches Erlebnis mit vielen Gänsehautmomenten“. Übrigens durfte die KVK einen Teil des Gottesdienstes selbst gestalten und entschied sich dabei für Werke von Henry Purcell, Michail Matwejewitsch Cheraskow, Ted Huggens und Ignaz Franz.
Welcher logistische und organisatorische Aufwand hinter der Reise nach New York tatsächlich stand, ist aus den Worten von Johannes Kronenberger nur zu erahnen. Einen Teil der Kosten wie die Transfers und die Stadtrundfahrten sowie die Gebühren für das Übergepäck hat der Verein übernommen, ebenso einen Zuschuss für die Musiker. Trotz kostensparender Vierer-Belegung im Hotelzimmer mussten die Teilnehmer einen Teil der Ausgaben selbst beisteuern.
Kronenberger hat während der fünftägigen Reise „seine“ Kapelle neu kennengelernt: „Es war sehr beeindruckend, wie sich alle eingeschworen haben und mit Wohlwollen und Respekt begegnet sind.“ Einige haben den Trip auf eigene Faust verlängert, während zuhause bereits die Aufarbeitung einer einmaligen Reise begann. Mit dem Hubschrauberrundflug über „Big Apple“, dem Sonnenuntergang an der Freiheitsstatue oder dem Livekonzert von Eric Clapton. Zeit zum Entdecken der Metropole blieb genügend. Zurück in Enkenbach beginnt nun die Zeit, in Erinnerungen an eine unvergessliche und für die meisten wohl einmalige Reise zu schwelgen.
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Vielen Dank an Dirk Leibfried für den Artikel!
Bilder der Fahrt gibt es hier.