loader image

Großes Kino und große Emotionen / Landesehrennadel für Bernhard Sauer

DIE RHEINPFALZ – Nr. 74 vom 28. März 2023, von Jürgen Steinmann.

Katholische Vereinskapelle und das Projektorchester „Three4Music“ nehmen mit auf eine musikalische Reise durch die Filmgeschichte

„Großes Kino“ bot am Sonntagabend die Katholische Vereinskapelle Enkenbach in der berstend vollen Rudi-Müller-Turnhalle. Schlange stehen hieß es zwar vor der Kasse. Drinnen jedoch gab es wie im richtigen Kino zur Begrüßung Popcorn.

Mit „Colonel Bogey“ startete, mit Zug gespielt, die Katholische Vereinskapelle Enkenbach (KVK) ihren Streifzug durch fast ein halbes Jahrhundert preisgekrönter Filmgeschichte. An das cineastische Wunderwerk „Die Brücke am Kwai“ erinnerte sich das Publikum spätestens beim gepfiffenen Teil. „Emotionen und Gefühle“ versprachen Dirigent Michael Gärtner und Vorstand Johannes Kronenberger auch für die folgenden Vorstellungen. „Können Sie sich noch an ihren ersten Kinobesuch erinnern? An andere magische Momente etwa?“, fragte Gärtner.
Das Genre Western bedienten eindrucksvoll „Die glorreichen Sieben“ (The Magnificent Seven). Kopfkino besorgten Filmbilder oder die Fotos der Hauptdarsteller um Yul Brynner und Horst Buchholz. Verbindendes Element war ein klangvoll intonierendes Orchester. Unter Michael Gärtners Dirigat erzeugte es mit messerscharfen Bläsersätzen Spannung, Abenteuer und Dramatik pur. Helle Trompeteneinsätze, E-Gitarre (Lucas Gärtner) und Schlagwerk kündigten die Geschichte um den Boxer Rocky (Sylvester Stallone) an. Als sinfonisch-orchestrales Werk ließ sich Hans Zimmers Filmmusik zu „Gladiator“ einordnen. In Massimiliano Legnaros Arrangement für Blasorchester gewann das gewaltige Stück noch an Intensität. In epischer Breite beschrieb es mit Becken- und Paukenschlägen, Flöten und Klarinetten anschaulich Zeit und Leben des römischen Berufskämpfers Maximus Decimus Meridius.

Fünf junge Trommler und Trommlerinnen des Projektorchesters „Three4Music“ – ein Ausbildungsorchester für Jung und Alt – hatten nach der Pause ihren großen Auftritt. Laut und explosiv ließen sie zum selbst kreierten „Samba Einzug“ ihre Energien strömen. Handtrommeln, Rasseln und Bratpfanne waren die Instrumente, mit denen sie echtes brasilianisches Musikgefühl erzeugten. „Kick it!“ zeigte auf, dass sich auch mit Trommelstöcken rhythmische Musik perfekt gestalten lässt. Nahtlos erfolgte im gigantischen Zusammenspiel mit Klaviersolistin Anna Gärtner und dem 17-köpfigen Orchester der Übergang zum Filmwerk „Fluch der Karibik“. Im Jazz- und Bigbandstil angesiedelt war das treibende James- Bond-Thema aus „007 jagt Dr. No“.

Seit die Bilder laufen lernten, wurden sie von stimmungsvoller Musik begleitet. So mancher Film grub sich nur aufgrund prägender Soundtracks oder Titelmelodien ins Gedächtnis des Betrachters ein. Diese Charakteristik traf auch der zweite Auftritt der KVK. Markierende Tubaklänge, saubere Bläsersounds und pulsierende Rhythmen brachten die Luft im Saal zum Bersten. An James Bonds Lässigkeit und Coolness fühlte man sich bei „Goldeneye“ erinnert.

Der Film „Der Ladenhüter“ war Grundlage für die Slapstickeinlage von Mika Schäffler. Als „Typewriter“ bediente er im Stil von Komiker Jerry Lewis die Schreibmaschine. Prägnanz und Schärfe zeichneten „Children of Sanchez“ aus. Empfindsame Flötentöne paarten sich mit Percussionsgruppe, tiefem Blech und den Solisten Dorothea Baumgarten (Flügelhorn), Hans Wiemer und Sebastian Burkhart (Saxophon).

In den „Jurassic Park“ führte packend die letzte Vorführung. Eindringlich und ergreifend spielte Hornistin Dorothea Baumgarten das Hauptthema zu „Schindlers Liste“ – eine Zugabe ohne Worte. Traditioneller ging es bei Ernst Uebels „Jubelklänge“ zu. Mit dem strammen Marsch verabschiedete sich ein bestens eingestimmtes Instrumentalorchester.

Landesehrennadel für Bernhard Sauer

Bernhard Sauer ist mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden. Der 88-Jährige erhielt die Auszeichnung aufgrund seines langjährigen ehrenamtlichen Engagements in der Katholischen Vereinskapelle Enkenbach sowie in der katholischen Pfarrei St. Norbert. Der Geehrte, der bereits seit 80 Jahren Mitglied bei der KVK ist, wurde 1934 in Kaiserslautern geboren, wuchs mit sieben Geschwistern in Enkenbach auf, wo er noch heute wohnt. Mit neun Jahren wurde er am Es-Horn ausgebildet und erlernte anschließend die Zugposaune, die er auch nach achtzig Jahren noch spielt. Zeitweise war er auch Mitglied eines Tanzorchesters. Selbst als er von 1958 bis 1962 aus beruflichen Gründen nach Friedrichshafen an den Bodensee zog, fuhr er bei wichtigen Konzerten seines Vereins auf eigene Kosten nach Enkenbach, um seine Musik-Kameraden nicht im Stich zu lassen. Seit 1963 mit seiner Frau Mathilde verheiratet, ist er Vater von fünf Kindern, von denen drei in seine Fußstapfen als Musiker getreten sind. Bis heute ist Sauer aktiver Musiker in der Vereinskapelle und engagiert sich im Kirchenchor. Als Ausbilder erteilte er bei der KVK kostenlosen Instrumentalunterricht. Als die KVK keinen Proberaum hatte, stellte Sauer kurz entschlossen seine Sattlerwerkstatt zur Verfügung. Stehende Ovationen begleiteten die Auszeichnung. „Ich verneige mich vor einer tollen Lebensleistung,“ sprach Landrat Ralf Leßmeister (CDU), der die Auszeichnung übergab, seine Anerkennung aus.

X