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Gelungener Auftritt nach langer Pause

DIE RHEINPFALZ – Nr. 81 vom 06. April 2022, von Jürgen Steinmann.

Frühjahrskonzert der Katholischen Vereinskapelle in gut gefüllter Rudi-Müller-Halle

So wie Sportbegeisterte in vollen Stadien, bezeugte auch das Enkenbacher Publikum den Wunsch nach Kunst und Kultur. Mit seinem Besuch sorgte es am Sonntag für eine gut gefüllte Rudi-Müller-Halle. Dort meldete sich mit einem fulminanten Frühjahrskonzert die Katholische Vereinskapelle (KVK) zurück.

Fast drei Jahre Abstinenz von der Bühne konnten Ausdruck, Form und Stimmungen nicht schmälern. Noch gefestigter und in sicherer Hand schien stattdessen das Orchester unter seinem neuen Leiter Michael Gärtner. Musikalische Botschaften versprühten die KVK und Harald Kronibus als pianistischer Begleiter. Mit einer „geschmeidigen“ Moderation führte der Dirigent selbst durchs Programm. Zu Swing und Jazz des Ilse Werner Films „Wir machen Musik“ gab gleich zu Beginn ein vierköpfiges Blechbläser-Ensemble das Motto vor. Drei Paukenschläge leiteten „Fanfare for the Common Man“ ein, ein Werk von Aaron Copland. Gedenken an Verstorbene und Zeichen für Frieden bot der traditionelle New Orleans Song „Just a closer walk with thee“. Im runden Klarinettensound mit Trompeten und Posaunen wandelte er sich vom andächtig dahinschreitenden Gospel zur fetzigen Dixie-Nummer.

Als Erkennungs- oder Eröffnungsmelodie soll zukünftig die für die KVK geschriebene Komposition „100“ erklingen. Die bei Robert Neumair – einem Freund und Kollegen Gärtners – in Auftrag gegebene Komposition ist eine Anspielung auf das Vereinsjubiläum in zwei Jahren. Ihre lebensfrohe Südtiroler Herkunft kann sie nicht verleugnen. Auf Stimmungsfang durch eine hundertjährige KVK-Geschichte bindet sie helle Blechbläser, harmonisierende Hörner tiefes Blech und jubilierende Holzblasinstrumente zu einem engen Ganzen.

Hotelbar-Atmosphäre mit Cuba Libre und erfrischender Limette – so die bildhafte Anmoderation von Michael Gärtner – brandete bei Arturo Marquez’ „Danzon No. 2“ auf. Südamerikanische Melancholie mit schwungvollen Rhythmen verknüpfte Harald Kronibus gekonnt am Klavier, dramatische Leidenschaft, rasende Wirbel, ständige Taktwechsel und ein Zurückgleiten in sanftere musikalische Gewässer verarbeitete das große Blasorchester mit passgenauem Zusammenspiel.

Unter Three4Music trifft sich die Jugend der KVK, der Blaskapelle Hochspeyer und des MV Sembach. Seit seiner Gründung 2019 durch Corona ausgebremst, debütierte es beim Frühjahrskonzert 2022. Unter der Leitung seines Gründers und Ideengebers Michael Gärtner überzeugte es mit Auffassungsgabe, Gestaltungskönnen und Taktgefühl. Mit Anna am Keyboard, fünf Schlagzeugern und einer Schlagzeugerin, sechs Mitgliedern im tiefen Blech, fünf Aktiven an Trompete und Horn und vier Holzbläsern zählt es derzeit 22 Aktive. Mit Arrangements von Michael Gärtner wurden sie dem Publikum vorgestellt.

Ein Feuerwerk dynamischer Klangfarben zündete die KVK mit „Salemonia“. Der beschwingte, heimatbezogene Konzertmarsch wurde von dem Allgäuer Kurt Gäble für das Schlossseefest der Bodenseegemeinde Salem geschrieben. Der Titel „Straight fit“ gab die Richtung für Thiemo Kraas’ lässige Rocknummer vor. Der ständig treibende Groove verriet den Schlagzeuger hinter dem Komponisten. Mit E-Bass und vollem Klang wurden die besten Hits von Coldplay dargeboten.

Den „Mars der Medici“ von Johan Wichers spielte das Orchester zum Abschluss. Der Marschkönig der Niederlande hatte das Stück den Ärzten gewidmet, die ihn nach einer längeren Krankheit behandelt hatten. Mit der Zugabe „Ein halbes Jahrhundert“ von Franz Watz und Ernst Uebels „Jubelklängen“ endete das Konzert.

 

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